Wir sind Zocker!
Wie kommen die genauen Positionen der gesuchten Schätze in die Geocaching-App? Wie findet mein Mobilgerät bei der Jagd auf Pokémon die genaue Position der kleinen Monster?
Innerhalb von acht Minuten sollen die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr von ihrem neuen Standort aus jede Stelle der Stadt erreichen. Welche Standorte kommen in Betracht?
Wie viele Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren wohnen im Umkreis von 500 Metern um einen Kindergarten?
Dies sind Fragestellungen aus der alltäglichen Praxis – die Geoinformation liefert die Antworten. Geoinformatiker:innen gewinnen, verarbeiten und analysieren geowissenschaftliche raumbezogene Daten und machen diese für die Nutzer zugänglich. Sie erstellen Karten, entwickeln Geoinformationssysteme, Orientierungssysteme oder berechnen beispielsweise Möglichkeiten des Einsatzes von Rettungskräften in Katastrophenfällen.
Hier ein aktuelles Beispiel der aus der Praxis, bei dem sich die Vielfalt der Geoinformatik zeigt:
Geodäsie in der Corona-Pandemie
Im Frühjahr 2020 stellte ein bis dahin noch relativ unbekanntes Virus die Welt vor eine große Herausforderung. Es wurden Krisenstäbe gebildet, die zur Aufgabe hatten, die Maßnahmen zur Eindämmung der bald folgenden Pandemie umzusetzen und zu koordinieren.

Schnell wurde die Notwendigkeit deutlich, erkrankte Personen und deren Kontakte adressscharf zu lokalisieren, um so mögliche Hot Spots im Stadtgebiet frühzeitig zu erkennen. Die Bürgerinnen und Bürger sollten transparent über die aktuelle Entwicklung der Fallzahlen, hier in Mülheim an der Ruhr, informiert werden und besonders wichtig wurde die Lageeinschätzung der sogenannten kritischen Infrastrukturen wie Arztpraxen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen oder Lebensmittelhändler.
So nahmen Geodät:innen ihre Arbeit im Krisenstab auf und wurden damit beauftragt, sogenannte Dashboards zu erstellen, die all diese Anforderungen automatisiert, aktuell und übersichtlich visualisieren und so bei Entscheidungsfindungen unterstützen können.
Das erste Dashboard der Stadt Mülheim wurde so programmiert, dass es alle 30 Minuten automatisiert aus der Datenbank des Gesundheitsamtes die Corona-Fallzahlen (infiziert, geheilt, verstorben, in Quarantäne, getestet) sowohl als absolute Zahlen als auch verortet in einer Karte darstellt. In Diagrammen wird die Entwicklung der Fallzahlen der vergangenen Wochen visualisiert und die für Entscheidungen so wichtige 7-Tage-Inzidenz angezeigt.
Besonders wichtig für dieses intern genutzte Dashboard, ist zudem die Anzahl der verfügbaren Intensivbetten und Beatmungskapazitäten der beiden großen Mülheimer Krankenhäuser. Auch diese Zahlen werden automatisch aktualisiert im Dashboard abgebildet.
In einem zweiten Dashboard wird in einer Karte in ampelfarben die Betriebsfähigkeit der kritischen Infrastrukturen gewertet. Hierfür können Unternehmen melden, inwieweit sie durch beispielsweise personelle Ausfälle oder Überlastung ihre Betriebsfähigkeit gefährdet sehen. Diese Informationen sind während einer Pandemie besonders wichtig, um die für die Daseinsvorsorge notwendigen Einrichtungen der Stadt laufend zu halten. Können Lebensmittel weiter in ausreichender Menge geliefert werden? Sind die medizinischen und pflegenden Bereiche wie Praxen und Altenheime weiterhin leistungsfähig? Auch diese Informationen werden von uns Geodät:innen mehrmals täglich automatisiert über das Dashboard visualisiert.
Zudem werden die positiven Coronafälle nach Alterskategorien klassifiziert angezeigt, in einem Live-Ticker über aktuelle Meldungen informiert und Videobotschaften des Krisenstabes veröffentlicht. Über eine interaktive Kartendarstellung sind die Bereiche der Stadt gekennzeichnet, an denen im öffentlichen Raum eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen ist. Nutzt man das Dashboard mit einem mobilen Endgerät wie dem Handy, kann man sich unterwegs durch die Standortanzeige in der Karte darüber informieren, ob man sich momentan in einem solchen Bereich befindet.

(https://cboard.muelheim-ruhr.de)